Schneide Äste im Garten. Überall Sonne. In dieser Eiseskälte. Sonne, die am frühen Morgen aussieht wie Hochsommer. So tut als ob.
Ich arbeite schnell. Die Bewegung macht mich warm. Während ich friere. Überall im Garten liegen jetzt Äste. Dicke, dünne, lange, kurze. Ich laufe Slalom, um nicht zu stolpern. Was für ein Chaos, denke ich. Stehe herum, betrachte die Äste, den Garten. Die Vögel, die kommen und wieder fliegen, sobald sie mich entdecken. Man kann nicht immer nur auseinandernehmen, denke ich. Man muss es auch wieder zusammensetzen. Alle Äste abschneiden und dann ist der ganze Garten Chaos. Das habe ich jetzt davon, denke ich, und weiß nicht weiter.
Also hake ich alles zu einem Haufen, um das Auseinandergenommene zu ordnen. Slalomhaken. Einen Haufen aus Ästen. Frischen Ästen. Warum habe ich sie abgeschnitten, frage ich mich jetzt. Stehe vor dem Haufen. Nach dieser Arbeit des Schneidens und Hakens und Schichtens. Was mache ich nun mit diesem Haufen aus Durcheinander an Ästen?
Alles auseinandergenommen, alles wieder zusammengehakt. In einem Haufen. Neuzusammengesetzt. Stehe ich davor, in dieser Sonne, irgendwie erfroren. „Mitten rein“, lädt er mich ein. Mitten in den Haufen rein. „Das macht es nicht besser“, sage ich zum Haufen. Fast wütend. Ärgere mich über diesen Haufen aus Ästen inmitten meines kahlen Gartens. Überall war alles voll mit hohen Büschen, langen Ästen, wachsenden Bäumen. Voller Leben und grün und Sommer im letzten Jahr. Dann dieser Winter und die Kälte und diese Krisen und mein Äste Schneiden. Irgendwie Ordnung schaffen. Irgendwie dem Garten was Gutes tun. Vorbereiten für den Frühling. Mir was Gutes tun. Vorfreude auf das Wachsen, das Gedeihen, die Wärme. Dass es besser werden könnte. Und nun ist alles runtergeschnitten. Kahl. Kalt. Kurz. Kein Schutz. Kein grün. Kein Sommer. Kein besser. Nur diese fatale Sonne in dieser Eiseskälte. Und dieser Haufen aus Chaos. Und ich davor und enttäuscht. Wo ist jetzt dieser Frühling? Ich halte das Warten nicht aus.
„Ich lass dich hier einfach liegen“, sage ich zum Haufen und entscheide, ihm, dem Garten, dem Winter den Rücken zu kehren. Baden. Kaffee. Irgendwas Warmes. Irgendwie Trost. Und stolpere über einen Ast. Der aus dem Haufen ragt. Fange mich. Falle nicht. Aber jetzt reichts, denke ich. Und trete den Haufen. Das hat er jetzt davon. Und noch einmal. Blöde Zweige, die jetzt auseinanderfliegen. Sich verhaken. Das Chaos wächst.
„Bitteschön“, pöble ich den Haufen an. „Wenn du das so willst. Bitteschön. Dann sorg für mich.“ Und die Äste machen Platz, schaffen Raum in ihrer Mitte. Da entsteht sowas wie ein Nest, das ein Eingang ist. Und ich tauche hinein. Kopfsprung in den Haufen. Natürlich könnte ich zaghaft einen Fuß hinein setzten. Erstmal schauen, ob es trägt. Ob es geht. Aber das sehe ich nicht ein. Ich habe eine Wut auf die Kälte, den Winter, das Warten, die Krisen, die Menschen, mich. Dass man immer alles irgendwie selber machen muss. Auch den Frühling. Deshalb nehme ich keine Rücksicht. Auch nicht auf mich. Und springe. Und tauche. Überall Äste. Überall Wirbel. Überall Haufen und Chaos. Außen ist jetzt das, was vorher innen war. Mein Innenleben als Astchaoshaufen im Außen. Bis ich lande.
In dieser Höhle. Alles grün. Alles warm. Überall Trost und überall alles weich. „Winterschlaf“, denke ich und rolle mich zusammen. Und so ist es. Ich muss gar nichts tun. Außer warten. Und hoffen. Und diese Vorfreude. Und das ist herausfordernd. Könnte ja schief gehen. Richtig schief gehen. Könnte Winter, kalt, kahl bleiben. Katastrophen geben. Könnte sonstwas passieren. Ganz real. Alles so nah und real. Und jetzt diese Höhle. Trosthöhle.